Glauben ohne Heiligung – Quo vadis, Nachfolger Christi?

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Eben deshalb setzt allen Eifer daran

Georg Walter

Da seine göttliche Kraft uns alles geschenkt hat, was zum Leben und [zum Wandel in] Gottesfurcht dient, durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch [seine] Herrlichkeit und Tugend, durch welche er uns die überaus großen und kostbaren Verheißungen gegeben hat, damit ihr durch dieselben göttlicher Natur teilhaftig werdet, nachdem ihr dem Verderben entflohen seid, das durch die Begierde in der Welt herrscht, so setzt eben deshalb allen Eifer daran und reicht in eurem Glauben die Tugend dar.    (2Petrus 1,3-5 )

Petrus ruft die Nachfolger Jesu dazu auf, allen Eifer daran zu setzen, im Glauben die Tugend darzureichen. Das griechische Wort für Eifer (spoude) ist ein sehr starkes Wort; es beinhaltet zwei Vorstellungen:

  1. alle Energie und Kraft aufwenden, um ein Ziel zu erreichen;
  2. etwas schnell und ohne zu zögern verwirklichen.

Wer biblischen Eifer hat, wird sich für eine Sache niemals eine Stunde Zeit lassen, die man in einer halben Stunde erledigen kann. Doch es ist wichtig, seinen Eifer auf die wirklich wichtigen Dinge auszurichten. Viel Eifer im Reich Gottes  ist nichtig, weil sich Christen selbst verwirklichen wollen. Sie mögen sehr hingegeben und aktiv sein, doch im Grunde verfolgen sie ihre eigenen Ziele – und oft ihre eigene Ehre. Sie tun das, was ihnen gefällt, statt das zu tun, was dem Herrn gefällt.

Die Grundlage allen wahren Eifers ist die Gnade: „da seine göttliche Kraft uns alles geschenkt hat.“ Wieder einmal mehr widerlegt diese Schriftstelle, dass Gnade keine Einladung ist, um in die Ruhe des Fleisches einzugehen. Bonhoeffer bezeichnete ein solches Verhalten als „billige Gnade“. Gnade, wenn sie wirklich im Christen wirkt und im Glauben angenommen wird, wirkt Gottesfurcht und Eifer. Dieser Eifer hat neben der Gnade ein weiteres Fundament, den Glauben.

Sodann beginnt Petrus eine Aufzählung, die im Glauben ihren Anfang nimmt und in der Bruderliebe und Liebe endet. Glaube ist Vertrauen in Gott, und Eifer ist die natürliche Frucht des Glaubens, der Gehorsam. Vertrauen und eifriger Gehorsam bringen in jedem Gotteskind geistliches Wachstum hervor.

Allem voran steht die Tugend. Was aber ist mit Tugend gemeint? In einer englischen Übersetzung wird das griechische Wort arete mit moral excellence übersetzt – moralische Vortrefflichkeit. In der Antike wurde eine Haltung oder Handlung einer Person immer dann als „tugendhaft“ bezeichnet, wenn diese ihren vollen Zweck erfüllte und als besonders vortrefflich betrachtet wurde. Wer in der Antike einen wertvollen Beitrag in der Gesellschaft, Armee oder Bildung zum Allgemeinwohl leistete, wurde als tugendhaft bezeichnet.

Für den Nachfolger Jesu heißt dies, dass sein gesamtes Glaubensleben auf die Mehrung der Gottesfurcht und die Verherrlichung Gottes ausgerichtet ist.

Viele Christen setzen sich für Ziele ein, die sie umsetzen wollen, aber sie versäumen es, sich mit gleichem Eifer der Heiligung hinzugeben. Sie richten ihre Energie auf das, was sie erreichen wollen, statt auf das, wer sie in Christus sind. Gott will in den Gläubigen göttliche Tugend wirken, die Gottes Licht in die Finsternis strahlen lässt.

Weisen die vielen missionarischen und evangelistischen Aktivitäten – und neuen Methoden – unserer Tage nicht diesen Mangel an göttlicher Tugend auf? Und sind nicht so viele evangelistische Mühen ergebnislos, weil die Frucht der Tugend so ärmlich geworden ist?

Seine göttliche Kraft hat uns alles geschenkt, was zum Leben und [zum Wandel in] Gottesfurcht dient. Eine Stunde Gebet, eine Stunde in der stillen Gemeinschaft mit dem Erlöser mag mehr hervorbringen als einhundert Stunden christlicher Aktionismus.

Gott will jene senden, die in ihrem Glauben die Tugend darreichen. Ein Glauben ohne die Vortrefflichkeit der inneren Heiligung, ohne die Erkenntnis, wer wir in Christus sind, ist nichts weiter als ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.

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Über Jesaja 66:2

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